COMIC

Der Schlag ans Hoftor

Adaption einer Erzählung von Franz Kafka

 

 Eine scheinbare Lappalie zu Beginn der Erzählung löst eine Kette von unvorhersehbaren Folgen aus, denen sich der Protagonist letztlich nicht mehr entziehen kann. Ohne die Gründe der Vollstrecker oder überhaupt die Anklage verstehen zu können – der titelgebende Schlag ans Hoftor scheint zuletzt gar nicht mehr ausschlaggebend für die Verhaftung zu sein – muss er sich einer seltsamen Justiz mit noch seltsameren Methoden beugen. In kürzester Zeit verwandelt sich ein unbeschwerter Sommertag in einen Alptraum voller Ungewissheit.  Die Adaption als Comic versucht die plötzliche Unbehaglichkeit, deren Atmosphäre die Geschichte nach und nach vereinnahmt, in eine bildliche Sprache zu verwandeln: die Vertreter des „Gesetzes“ sind monströse Wesen, deren Gestalt und Herkunft man sich in einer „normalen“ Welt nicht erklären kann, die Farbigkeit und die Lichtstimmung ändern und verdunkeln sich im Laufe der Bildgeschichte zunehmend, eine alltäglich anmutende Welt wird schrittweise zu einem düster-phantastischen Zerrbild der Realität.

 

Fremder Besuch

Adaption einer Erzählung von Ernst Jünger

 

"Ich schlief in einem altertümlichen Hause und erwachte  durch eine Reihe seltsamer Töne, die wie ein nasales "dang, dang, dang" summend erklangen und mich sofort auf das höchste beunruhigten." 

Bereits mit dem ersten Satz stellt der Erzähler den Leser vor ein Rätsel: er schläft und erwacht anscheinend an einem Ort, der ihm eventuell gar nicht bekannt ist? Ein Blick aus dem Fenster gibt ihm auch keine Gewissheit darüber, wo er sich befindet. Doch die Merkwürdigkeiten an diesem Ort setzen sich fort: was hat das "dang"-Geräusch zu bedeuten? Und der Komet über den Dächern der unbekannten Stadt? Man wäre versucht, die Geschichte als Traum zu interpretieren – surreal genug erschiene sie immerhin – wenn der Erzähler nicht auch diese Vermutung widerlegen würde: "... da wußte ich, es ist kein Traum, du bist wach." Obwohl keine eigentliche Handlung erzählt wird, wird dem Leser die starke Suggestion einer unheilvollen Situation vermittelt, was in der Comicadaption in Bilder übersetzt werden sollte.

Auswahl an Seiten

Auswahl an Seiten

BUCHILLUSTRATION

 

Under Milkwood

Dylan Thomas

 

Ein Jahr vor seinem Tod erschuf der walisische Schriftsteller Dylan Thomas ein fiktives Fischerdorf namens Llareggub mit etwas mehr als 40 Einwohnern, von denen er in seinem Werk „Under Milkwood“ ein genaues psychologisches Bild zeichnet. Anhand eines Tagesablaufs zeigt er die seltsamen Angewohnheiten und oftmals abgründigen Gedankengänge der durch und durch spleenigen Charaktere auf. Die sich durch verschlungene Sätze windende und dann wieder geschliffen klare Sprache des Erzählers bringt die verschrobene Art jedes Individuums in LLareggub äußerst unterhaltsam auf den Punkt: mal komisch, mal tragisch. Die Illustrationen unternehmen den Versuch, die  Bewohner des Dorfes ausgehend von der Textgrundlage zu portraitieren. Es soll aber keine feste Zuschreibung stattfinden – die fiktiven Portraits sind als Einladung an den Betrachter gedacht, den Figuren im Text selbst Gesichter zuzuordnen.


Der Sandmann

E.T.A. Hoffmann

 

 

 

Der Sandmann gilt vielen Literaturwissen-schaftlern als der Dreh- und Angelpunkt aller unheimlichen Literatur. Das verhältnismäßig kurze „Nachtstück“ ist dabei äußerst dicht erzählt, sodass die Deutungsansätze heute ganze Bände füllen können; der Prominenteste darunter dürfte wohl derjenige Sigmund Freuds sein, der sich bei seiner psychoanalytischen Erforschung des „Unheimlichen“ direkt auf Hoffmanns Erzählung bezieht. 

 

 

Doppelgängermotiv, Augensymbolik, alchemistische Verwandlung, Mensch-Automaten… Die Geschichte zieht alle Register, was menschliche Ängste vor dem Unerklärlichen betrifft. Das Universalgenie Hoffmann schafft es mit virtuosem Erzählstil, neben dem Blick in den Abgrund auch Ironie und subtilen Humor in sein Meisterwerk einzuflechten.


KING PEST

Edgar A. Poe

 

Faust. Der Tragödie zweiter Teil.

Johann Wolfgang von Goethe

 

Während den ersten Teil beinahe jeder kennt, ist der zweite Teil des Faust weitgehend unbekannt. Das mag daran liegen, dass er etwas schwer zugänglich ist: seine Handlung in der Kürze zu überblicken und auf eine knappe Inhaltsangabe herunterzubrechen erscheint als schier unmögliches Unter-fangen. Zu verworren sind die Erzählstränge, gelegentlichen Exkurse und häufigen Parallelhandlungen.

Doch das Drama schafft es auf geniale Weise, griechische Mythologie, mittelalterliche Sagenwelt und Wirklichkeit in einem Kosmos zu verweben, der in seinem logischen Zusammenhang und seiner gleichzeitigen Absurdität einzigartig ist. Goethe ersinnt im Faust 2 ein Figurenkabinett, das eine wahre Fundgrube für künstlerische Auseinandersetzungen darstellt – wie es etwa von den Illustrationen Slevogts und Beckmanns vorgeführt wird.

 

Herz der Finsternis

Joseph Conrad 

Josef Teodor Nalecz Konrad Korzeniowski, der später als Joseph Conrad bekannt wurde, machte sich 1890 als Schiffskapitän auf dem Kongo nach Kinshasa auf, das damals noch Leopoldville hieß - benannt nach dem belgischen König Leopold II, der die Schätze seiner "Privatkolonie" Belgisch-Kongo ohne Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung im großen Stil ausbeutete. Was Conrad auf seiner Reise erlebte, beeinflusste ihn nachhaltig: seine Notizen und Erinnerungen verarbeitete er in der Novelle mit dem bezeichnenden Namen Heart of Darkness. Düster, resigniert und sarkastisch lässt er darin seinen Protagonisten Marlow das Bild eines der westlichen Welt verborgenen Landes voller eigenbrötlerischer Menschen in einer unerbittlichen Natur zeichnen. Die Geschichte von der Fahrt auf dem Kongo ist mehr als ein einfacher Abenteuerroman; sie driftet oft genug ab in eine surreale Welt, in der die eigenen Ängste Gestalt annehmen.